Wo?
Alte Kirche Wupperfeld
Wann?
08. Dec 2013 - 19:00 Uhr

Starker Ausdruck und souveräne Technik schaffen bewegende Eindrücke

Händels Oratorium The Messia stellt bei jeder Aufführung eine immense technische und musikalische Herausforderung für alle Beteiligten dar. In der kuriosen Fassung Mozarts werden diese Hürden hinsichtlich Präsenz und dem Anspruch an das Miteinander im Musizieren nochmals gesteigert. Das waren die Bedingungen der Aufführung in der Alten Kirche Wupperfeld am 7. Dezember 2013. Die Erwartungen an die vier Solisten Helena Günther (Sopran), Heike Bader (Mezzosopran), Marco Schweizer (Tenor) und Alexander Schmitt (Bariton), die Bergische Kantorei Wuppertal und das Bergische Kammerorchester unter der künstlerischen Leitung von Matthias Lotzmann waren hoch gesteckt.

Das die Kirche nahezu füllende Publikum wurde nicht enttäuscht. Schon mit dem Auftakt des Abends, der Ouvertüre zu Mozarts später Oper La clemenza di Tito zeigte sich das Orchester höchst musizierfreudig und bestens disponiert; eine hohe Energie durchströmte alle Instrumentengruppen von Beginn an. Hohes Tempo, ein agitierender Klangstrom und eine beeindruckende von Kulmination zu Kulmination strebende Präzision gaben einen verheißenden Vorgeschmack auf den weiteren Verlauf des Abends. Die Vitalität des Orchesters rief die Mitwirkung des Chores förmlich herbei.

Und der Chor kam: größtmögliches Ausdrucksvermögen, eine atemberaubende Bandbreite der dynamischen Abstufungen und eine makellose technische Umsetzung der Partitur machten die Kantorei zum musikalischen Garanten des Abends. Die dramaturgische Hoheit lag in ihren Händen. Sie wurde allen Anforderungen mit großer Leichtigkeit gerecht. Ausgewogene Klanglichkeit zwischen den Stimmen, stets saubere Intonation und ein wissendes Singen beeindruckten den Hörer sehr. Diesem Rahmen konnten sich die Solisten unter der umsichtigen und gestalterisch kraftvollen Leitung von Matthias Lotzmann beruhigt anvertrauen. Sie taten es mit Bravour. Die innige Ausleuchtung der berühmten kontemplativen Arien durch Helena Günther (Sopran), gepaart mit dem klanglichen Schmelz ihrer vitalen jungen und zugleich erfahrenen Stimme standen der gestalterischen Kraftfülle und suggestiven Intensität der Tenorpartie des brillierenden Marco Schweizer gegenüber. Hohe Energie und technische Perfektion zeichnete den Einsatz von Bariton Alexander Schmitt aus. Elastizität, Bewegungsfreude und das fulminante Klangspektrum zwischen lyrischem Piano und raumgreifendem Forte zeichnen diesen hochprofessionellen Sänger aus. Mit beeindruckender Souveränität überzeugte die warme, klangvolle Stimme von Heike Bader, die die rezitativischen und ariosen Partien in ihrer Gegensätzlichkeit umzusetzen vermochte.

Ein kleiner Ausschnitt der Passionshandlung des zweiten Teils des Oratoriums wurde mit Blick auf die adventliche Kirchenjahreszeit durch die Maurerische Trauermusik von Mozart als Einschub ersetzt. Die filigranen Klangpartien dieses fast nur Kennern bekannten Werkes, die unwiderstehlichen Spannungssteigerungen und herrlichen Holzbläserfarben schufen eine gläserne Sphäre, wie sie der Musik Mozarts in seiner späten Zeit eigen ist.

Dieser Abschnitt war dann auch der Beginn einer atemberaubenden sich immer mehr ausweitenden Schlusssteigerung durch den gesamten dritten Teil des Abends, welche erst im letzten Klang der großen Amen-Fuge ihren Abschluss und zugleich ihre Lösung fand. Das Publikum war hingerissen und dankte es mit lang anhaltendem Beifall, dem wiederum mit der Wiederholung des großen „Amen“ begegnet wurde. „Amen, würdig ist das Lamm, zu nehmen Preis und Macht und Ruhm und Lob.“ Ein denkwürdiger, beeindruckender und für den gewogenen Hörer unvergesslicher Abend.